Samstag, 24. September 2011

Sucre


Seit 2 Tagen lasse ich es mir in Sucre, der angeblich schönsten Stadt Boliviens, gut gehen, dass heisst vor allem viel essen und etwas durch die Stadt schlendern. Der Weg hierher war lang und teilweise steinig...

Seit meinem letzten Eintrag bin ich vorwärts gekommen, zuerst durch den ganzen bolivianischen Südosten nach Santa Cruz de la Sierra, eine sehr langweilige, flache und bis auf 40 fehlende km geteerte Strecke. Es gab nicht viel fürs Auge, ein paar schöne Kilometer bei Chochis, ein ausbrennender Lastwagen und vor allem Trockenwald, der immer stärker von den Farmen verdrängt wird. Am 2. Tag hats geregnet, meine erste Nacht frei campen also nicht so ein Erfolg, dafür wurde ich 2 Tage später am Rand einer Kuhweide hinter ein paar Büschen mit einem schönen Platz belohnt. Während ich mein Essen kochte ging rechts die Sonne glutrot unter, während sich links der (fast) Vollmond über die Landschaft erhob. Da wusste ich warum ich eigentlich hier bin, genau für solche Augenblicke. 660km in 4.5 Tagen, loco...

Ab Santa Cruz nahm ich es dann etwas ruhiger, schliesslich sollten sich auch endlich die Anden unter meinem Condor erheben. Durch ein Tal stieg die Strasse angenehm an, campen, am 2. Tag am Mittag unter schönem Wasserfall abkühlen und schon war ich in Samaipata. Ich liess mich vor Monkis laufender Kamera zu folgender Aussage hinreissen: “Nach den ersten flachen, langweiligen 1600 km habe ich die letzten 60 km Aufstieg wirklich richtig genossen”.
Samaipata liegt schön auf 1600m, ein Ort, der durch seine Lage und angenehmes Klima  auch viele Ausländer angezogen hat, vor allem kulinarisch ein Vorteil, geräucherter Rochschinken und wirklich feines Vollkornbrot etc., ihr könnt euch vorstellen wie ich meine Taschen damit überfüllt habe... Ich machte eine Wanderung im (trockenen) Nebelwald des Amboro Naionalpark und besuchte die Inka Stätte El Fuerte, östlichster Punkt des Inka Reiches.
Ab Samaipata wusste ich, die rollenden Kilometer sind vorbei, jetzt gehts in die Berge, aber statt schön beständig anzusteigen führte die Strasse natürlich über Hügel und durch Täler, die 2 nächsten Nächte schlief ich wieder tiefer als Samaipata. Der 3. Tag zwischen Saipina und Aiguile war dann ein erster Prüfstein, ab der Abzweigung nach Saipina fuhr ich auf Piste, aber ab Saipina wurde es eine richtig üble und vor allem sandige Angelegenheit.  Zum Glück habe ich in Samaipata den profilierteren Marathon XR Reifen montiert, aber zu noch mehr Profil wünschte ich mir noch viel mehr die aufgespritzen Beine von Cadel Evans bei der Tour de France, es brauchte erstmals richtig Kraft um vorwärst zu kommen, teilweise so mit 8 bis 10km/h im flachen, 3 bis 5 bergauf... Belohnt wurde ich aber mit 3 schönen wilden Camping Abenden, wie viele Sterne der Himmel hier hat und es werden noch mehr werden in der Höhe. Am fünften kam dann die grosse Steigung nach Sucre, von 1600m auf 2800m, dazwischen immer wieder lange Abfahrten, wurden sicher so gegen 1800 -2000hm an diesem Tag, aber immerhin auf guter Teerstrasse. 

Landschaftlich konnte ich die letzten Tage wirklich geniessen, es sind noch nicht die hohen Anden, die beigen, roten und grün schimmernden Berge sind noch mit spärlichen Bäumen und Kakteen bewachsen, die Flusstäler sind fruchtbar. Die Bolivianos sind bisher ein sehr freundliches Volk, mir wird viel zugewunken, ich werde lächelnd gegrüsst und grüsse natürlich freundlich zurück, (noch) merke ich nichts von der Zurückhaltung der Altiplano Bewohner. Ein entgegekommender Lastwagenfahrer hat mich angehalten und wollte wissen was und warum ich dass hier mache, muss oft erklären dass ich mich nicht irgendwie “pilgerisch” bestrafe oder so, er schickt “saludos a todos los suizeños”.

So, habe schon seit 3 Stunden nichts mehr gegessen... Weiter gehts dann wahrscheinlich morgen nach Potosi und zum Salar de Uyuni. Hier in Sucre ists schon ziemlich kühl, brauche also Faserpelz und Schuhe, muss dann für die ersten 4000er auch meine warmen Sachen zuunterst aus den Taschen holen und die Shorts versorgen... 

Seit einem Monat bin ich nun unterwegs, sehr schnell für meine Verhältnisse, der Zähler steht schon auf 2080km, dies wird sich aber in den nächsten Wochen durch die schwierigen Strecken sicher drastisch nach unten korrigieren.

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