Montag, 30. Januar 2012

Viva la Patagonia

Es ist gut habe ich die Reise nicht in Patagonien begonnen, ich glaube ich wäre nie aus dieser Region herausgekommen, der Gauchito ist Zuhause...

In Chos Malal traf ich Modesto, ein Onkel von Emilia, den ich schon an der Weihnachtsfeier in Santiago del Estero kennenlernte. Wir beluden seine feuerwehr-rote Camioneta und fuhre in die Cordillera von Neuquen nahe der Grenze zu Chile, touristisch noch wenig bekannt aber eine echte Perle. Das Wochenende mit Modesto, Silvia und Tocher Augustina im Puesto von Don Emilio hat meine Gaucho Sehnsüchte wieder geweckt. Hätte ich noch genügend Zeit würde ich Don Emilio fragen ob ich ihm ein paar Wochen aushelfen kann, obwohl ich ja als Lehrling eher seine Zeit beanspruchen statt sparen würde, aber an Zeit fehlt es nicht dort oben. Er ist von Dezember bis März sozusagen auf der Alp, alleine hütet der über 80 jährige Mann seine Ziegenherde. Das Leben im Puesto, weg von der Zivilisation ist einfach faszinierend: Mate trinken am Feuer, schweigen, den Geschichten lauschen, millionen Sterne Zählen, lernen eine Ziege zu metzgen, weit oben am Himmel kreisende Kondore beobachten, Asado essen, war einfach PURA VIDA.

Meine letzten rund 2 Velowochen sind angebrochen, und in einem Monat sitze ich schon im Flugzeug, die Zeit vergeht jetzt schnell. In Brasilien erschien mir das halbe Jahr als Ewigkeit, der letzte Monat jetzt als ein paar Tage...







Neue Amigos...


Sonntag, 22. Januar 2012

DAS Gewitter


Da dachte ich noch das Velo durch den Sand schieben wäre anstrengend. Meine "Abkürzung" 2 Tage über die fast aufgegebene Ruta 40 hatte wieder einmal alles was eine echte Offroad Piste dem Velofahrer bieten kann und noch etwas mehr.

Sand, ich hatte schon fast verlernt wie es ist das Velo zu schieben, zu murksen, ständig die Schienbeine an den störenden Pedalen anzuschlagen. Auf einigen Kilometern konnte ich dies wieder auffrischen...

Am Morgen war es wunderschön, perfekter Velotag.

Ich werde oft gefragt ob ich so alleine unterwegs keine Angst habe, nein ich sehe eigentlich keinen Grund dazu... Vor dem Puma? Der hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm, einem Überfall auch nicht, da vertraue ich auf mein Glück und mit den Schlangen und Skorpionen komme ich glaube ich auf zurecht. Aber da ist doch etwas vor dem ich Angst habe, aber da bringt auch ein Reisepartner nichts, Gewitter...

Gegen Mittag zogen Wolken auf und es wurde immer dunkler, meine Route führt mich mitten ins schwarze...
 Zum ersten Mal auf dieser Reise brauchte ich den Helm, nicht wegen einem Sturz, auch gegen kirschengrosse Hagelkörner bot der einigermassen Schutz. Eineinhalb Stunden verkroch ich mich unter meiner Zeltunterlage und sass das Gewitter aus. Die Blitze zuckten über den Himmel, ich sah auch einige rund um mich einschlagen, nicht gut!!! Der Donner rollte fast ununterbrochen durch den Himmel, ich fühlte mich als würde ich am Rande des finalen Infernos sitzen, der Mutter aller Gewitter. Von allen Seiten trafen die Wolken zusammen, diese nahmen beim aufeinandertreffen eine ganz komische türkis Farbe an, es bildeten sich Wolkenstrudel, ich fühlte mich wie in der Anfangsszene von Twister oder sonst einem schlechten Hurrikan Film...
Als es zu hageln aufhörte schwang ich mich auf meinen Condor und trat wie ein verrückter in die Pedalem nichts wie weg hier! Nach einigen Kilometern sah ich dass ich rein riesen Glück hatte, mich traf nur ein Ausläufer des Hagels, die Landschaft war hier mit einer Eisschicht bedeckt. Es sollte noch heftiger kommen, kaum vostellbar.


 Die Hagelkörner wurden immer grösser, bis zu Pingpong Ball gross, schon die Kirschen haben geschmerzt.
Bald schob ich meinen Condor über eine dicke Eisschicht, natürlich immer noch in den Sandalen... Kurz nachdem ich meine eisigen Füsse in den Goretex Socken verpackt habe, kam die nächste Überraschung, Eisbad.







Es schien als wäre eine Lawine aus Hagelkörner auf die Strasse niedergegangen, eine Mischung aus Eis, Ziegen Bohnen und Kuhscheisse füllten die Strasse auf, bis zu knietief watete ich an der schlimmsten Stelle durch diese kalte Sauce.
Bei der verlassenen Mina El Sosneado fand ich einen noch trockenen Unterschlupf und konnte die Abendstimmung betrachten, was für ein Nachmittag. Einer, der im Nachhinein und gut ausgegangen eigentlich eine ganz spanndende Erfahrung war, hoffe es bleibt aber bei einer einmaligen...
 Die Strasse war an einigen Stellen arg in mitleidenschaft gezogen worden, mit dem Velo nach passierbar, für den restlichen Verkehr (den es kaum gab) wird die nächsten Tage kein durchkommen mehr sein.

Dienstag, 17. Januar 2012

Paso Agua Negra

Der letzte hohe Andenpass auf dieser Reise, der Agua Negra hatte es noch einmal in sich.

 Ausritt mit Marcelo im Valle del Elqui, ein Pferd ist für mich immer noch ein ungewohntes Fortbewegungsmittel, dank Marcelos Instruktionen sass ich aber etwas besser im Sattel als früher. Mein vom Velo fahren etwas vernachlässigter Rücken hat sich dann am nächsten Tag gemeldet, sollte dies wohl noch mehr tun.
 Aufstieg zum Agua Negra, ein unglaubliches Farbspektakel. Es sah so aus als hätte man einem Kind einen Malkasten in die Finger gedrückt und gesagt "mach einfach alles möglichst farbig".


Am chilenischen Zoll wurde ich um 9.30 gestoppt, der Pass sei wegen einem Erdrutsch auf argeninischer Seite geschlossen, juhui. Ich erklärte dem Señor dass mich die argentinische Seite noch nicht wirklich beschäftigt, für die 84 km und fehlenden 2700hm brauche ich sicher eineinhalb Tage. Jaja er versthe dies, ich kann gleich weiterfahren, er hole die Kollegin, die werde mir gleich den Stempel in den Pass drücken. Diese erklärte mir auch ich kann gleich weiterfahren, sie müsse aber die offizielle Information von Argentinien um 10 Uhr abwarten, ich solle mich doch einfach etwas ausruhen. Kurz nach 10 trafen diese Infos ein, der Pass werde um 10.30 geöffnet, endlich. Also verschwand die Señora um doch noch die Uniform anzuziehen, die Stempel und Bücher wurden geholt, Computer gestartet und ganz gemächlich bereiteten sich die Beamten auf ihren Tag vor. Ich wurde tatsächlich dann früher ausgestempelt und konnte sagenhafte 10 Minuten vor der offiziellen Eröffnung losfahren, Chilenen können so furchtbar europäisch kompliziert und korrekt sein.
Die eineinhalb Tage zum Pass waren landschaftlich sehr schön, nur der viele staubige Verkehr trübte das Erlebnis etwas, vor allem weil die Touristen wieder auf peruanisch hupten, neben dem Ohr voll draufdrücken, arghhhh. Statt aufmunternd ist dies sehr nervend, die aufsteigende Aggresion wirkte sich aber nicht in Vortrieb aus. Die Strasse schlich ewig lang ohne kaum zu steigen durchs Tal, ich war trotzdem so langsam wie auf steilen, schlechten Strassen, der Agua Negra wurde zum "Souhung", ich glaube der härteste Pass der Reise.

 
Endlich oben, 4779 MüM, auf argentinischer Seite folgte endlich die lange Abfahrt.





Da ich keine Lust hatte in den Backofen von San Juan runter zu fahren, entschied ich mich die Route durch die Berge via Leoncito Nationalpark zu fahren. Die Polizei sagte mir die Strasse sei "muy malo", es gab starke Gewitter in den letzten Tagen. Nach nur 9 km sah ich nur noch eine graue Wand vor mir, Blitze schlugen in die Steppe ein, hmmm meine Regenjacke ist da nicht wirklich ein Schutz dagegen. Es kam mir ein Pickup entgegen, die Arbeiter sagten mir in ein paar Kilometern verwandle sich die Strasse in ein Schlammbad oder Bachbett und es gebe tägliche heftige Gewitter, sie empfehlen mir umzukehren. Zur Abwechslung war ich wieder einmal vernünftig und hörte auf sie, und nahm Kurs nach San Juan.

 Fertig hohe Berge, so heiss wie befürchtet wurde es aber nicht. San Juan eröffnete mir dann die Möglichkeit den Ischigualasto Nationalpark zu besuchen, positiv denken. Da dieser aber nicht individuell besucht werden kann, liess ich meinen Condor in San Juan und wurde für 2 Tage zum Bustourist.

Valle de la Luna im Ischigualasto Nationalpark. Hier wurde das älteste Dinosaurier Skelett der Welt gefunden, vor 230 Millionen Jahren lebte hier der Herresaurus Ischigualastensis.


Cancha de Bochas.




Die Spinx



Das U Boot. 
Der Besuch war für mich wieder einmal eine touristische Abwechslung. Von Valle Fertil buchte ich eine Tour, im Minibus ging es vor sich hindösend zum Parkeingang. Dort wird jede Stunde eine Fahrzeugkarawane gebildet und von einem Guide durch den Park gelotst. Anhalten oder sogar aussteigen ist nur an 5 Orten erlaubt, dort gibt es dann zuerst einige gute Erklärungen vom Guide, dann ein paar Minuten Zeit zum fotografieren und "VAMOOOOOS", einsteigen, weiter...

Auch wenn diese Firma eigentlich boykotiert werden sollte, bei 36º im Schatten und über 7 Stunden im Sattel gibt es einfach nichts besseres als eine eiskalte Cola. Von San Juan fuhr ich weiter nach Mendoza, spricht nicht unbedingt für eine spannende Strecke wenn man sich bereits am Morgen vornimmt die 170km in einem Chutt durchzuradeln... Der Wind war mir meist freundlich gesinnt und um 18 Uhr sass ich bereits frisch geduscht mit einer Tüte Chips unter den Schatten spendenden Bäumen im Parque San Martin :-)


Jetzt mache ich zwei, drei Tage Städteferien bevor es weitergeht. Die letzten zwei Abende gab es jeweils zarte, grosse 300gr Steaks, natürlich günstiger als ein Bigmac in Bern...

Freitag, 6. Januar 2012

2012: bevor die Welt untergeht

Dieses Jahr geht der Maya Kalender zu Ende, geniesst es als wär es euer Letztes. Ich habe halt schon im Juni damit angefangen und die Zukunft sieht eher verschwommen aus...obwohl bis im September ist meine Eingliederung in die Arbeitswelt gesichert ;-)

Ein lustiges Bild dazu aus dem Internet.

Paso San Francisco

Der Paso San Francisco war eine grosse Überraschung, einen so hohen, einfachen Pass hatte ich noch nie, vor allem auf argentinischer Seite geniessen wir Velofahrer 4-Stern Komfort...

 Dies nenn ich endlich einmal eine grosse Flasche für grosse Trinker: 3.25 Liter!
Letztes Vitaminen tanken bis Copiapo, je genau ihr seht richtig, ich geniesse Salat ;-)

 Eine brandneue Teerstrasse führt von Fiambala auf 1500m die 200km bis zum Paso San Francisco. Ich frage mich nur, warum? Hatte nicht mehr als 20 Fahrzeuge pro Tag, Argentinien hat deutlich schlechtere, viel stärker befahrene Hauptverkehrsachsen. Die Steigung war sehr angenehm, der kleinste Gang wurde in den 2 Tagen verschont, mein Condor rollte aufwärts, schliesslich war ich eingefahren und genoss immer noch Rückenwind, es sollten unglaubliche 8 1/2 Tage am Stück werden!
 Der nächtliche Regen war immer ein Thema...
 Aber dank den 6 Refugios auf der Strecke muss ihn der Velofahrer nicht fürchten. Zur Unterhaltung hatte es noch eine Zeitung vom 18. Januar 1997, Steffi Graf hat im Tennis gewonnen und die Drei Tenöre waren auf Welttournee.

 Sylvester im Refugio bei der Grenze. Banaché aus dem Messbecher statt Champagner aus dem Kristallglas und Mitternacht verschliefen wir auch... Im Refugio traf ich neben etwas 14 Bergsteigern auch Yoko und Hiro, wir Ciclistas waren dann wie gesagt auch früh im Bett, dafür am nächsten Morgen auch bereits wieder auf der Strasse als die anderen noch schliefen.

Neujahrs Fahrt, es sieht noch nicht danach aus, aber sollte einer der schönsten Tage der Reise werden.

 In dieser grandiosen Landschaft kommt man sich als Ciclista wirklich klein vor.
 Frisch verschneiter Cerro San Francisco.
 Wer sieht die Velofahrer? Endlose, grossartige Bergwelt. Freiheit!
 Tierische Begegnung.

 Mittagessen im letzten Refugio auf der Passhöhe. Die Japaner kochen 3 Mal täglich, ein Pass-Bier hatten sie auch noch dabei, Feliz Año Nuevo.
 Paso San Francisco, 4726 MüM.
 Yoko in action, auf chilenischer Seite hört die Teerstrasse auf, der Schotter machte das Erlebnis und die Fahrt aber wieder ein wenig "wilder".

 Laguna Verde, wir kommen.

 Und lassen es uns in den Thermen gut gehen. Was für ein Start ins neue Jahr.
Es hiess schon wieder Abschied nehmen von den zwei sehr sympathischen Japanern, ich war einiges schneller unterwegs als sie, sie haben ja nach 3 Jahren Weltreise immer noch ein Jahr vor sich, da können sie es schon gemütlich angehen lassen. (Wieder einmal ein sehr freundlicher, aber schlechter Fotograf....)

Mein Lieblingsbild. Stativ-Selbstauslöser, ein sehr guter Fotograf ;-)
 Der Regen in der Nacht liess uns für den nächsten Tag zweifeln, aber nach Sonnenaufgang war klar, ein weiterer spektakulärer Tag in den Anden. Pura Vida.

 Ich schaffte es ein weiteres Mal etwas Käse, Salami und Trockenfrüchte nach Chile zu schmuggeln. Die von einem Autofahrer geschenkten Trauben schmeckten natürlich auch super, frische Früchte ist immer Luxus hier oben.
 Weitere Passhöhe auf 4400m, die grosse Abfahrt beginnt. Aber heute ist die Welt wieder in Ordnung, ich habe Gegenwind und muss kräftig treten um steil bergab immerhin mit 15 - 20 km/h vorwärts zu kommen.
 Die Langeweile der Atacama Wüste erwischt mich auf dem falschen Fuss, ich habe absolut keine Motivation wieder durch diese langweilige, mühsame Landschaft zu fahren. Die Minuten dehnen sich zu Stunden, schaffe es trotzdem nich bis Copiapo, vor mir noch 350 gleiche oder noch schlimmere Kilometer nach La Serena.
 Es wird noch schlimmer, 4 spurige Autobahn durch die Wüste, Gegenwind.
 Laaaangweilig!
 Nach einem halben Tag habe ich die Schnauze voll, nach kurzer Wartezeit nehmen mich Javier und Marco mit nach Vallenar, weiter im Bus nach La Serena und am Abend bin ich bereits dort.
 Sehe dieses Schild erst bei der Ausfahrt in Vallenar, habe mich also nur an die Regeln gehalten und nicht geschwänzt ;-)
Coquimbo, Nachbar Stadt von La Serena. Ihr seht richtig, eine riesige Moschee ragt in den Himmel, ein Geschenk vom Marokkanischen König Mohamed an die Muslimische Gemeinde hier. Minarette sind also sogar in streng katholischen Ländern möglich, nur in der "liberalen" Schweiz nicht...
 La Serena, Chiles Strandstadt Nummer 1.
 Gestern war Prolog zur Tour de Chile. Ich wurde leider nicht zugelassen, zu breite Reifen die Erklärund der UCI, die wollten doch den Beinrasierten nur eine Blamage ersparen ;-) Bin aber auch froh musste ich nicht noch auf die Rolle sondern konnte die Zeit in die Bäckerei investieren und habe auch noch die Besitzerin eines Santa Cruz Shops getroffen, freue mich auf dessen Besuch heute Nachmittag (und natürlich auf nächsten Sommer).
Hier in La Serena kann ich bei Marcelo und Catehrine wohnen. Die beiden traf ich vor rund 3 Monaten am Salar de Surire. Internet, DVDs brennen und echten Kaffee im Nescafé Land, muchas gracias amigos!