Donnerstag, 20. November 2014

Spurensuche



Wir drängen uns in Mercedes unter ein zu kleines Vordach und suchen Schutz vor dem Regen, bei jedem vorbei fahrenden Auto hoffen wir hinter der Scheibe bekannte Gesichter zu erkennen, es  hält ein kleiner Chevrolet und meine Eltern steigen aus. Auch sie sind auf grosser Fahrt in Argentinien, dadurch dass wir unsere Velos in Posadas zurück liessen und per Bus nach Mercedes reisten, können wir sie hier treffen. Gemeinsam werden wir die nächsten Tage unterwegs sein.
Leider spielt das Wetter nicht so mit und wir ziehen den Abstecher nach Romang den Esteros de Ibera vor. Pedro Lenz hat uns mit seinem Buch „I bi meh aus Eine“ zum Besuch in diesem Dorf in Santa Fé inspiriert, ein spannender Abstecher auf den Spuren von Schweizer Auswanderern. Carmen Ramseyer hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und das Dorf und seine Geschichte näher gebracht, vor dem kleinen Dorfmuseum wurden für uns sogar noch die Flaggen gehisst. Die Schweizer ist leider seit dem 1. August bei jemandem zuhause geblieben...

Im kleinen Dorf Carlos Pellegrini konnten wir die Estero del Ibera geniessen, ein wunderbares Naturschutz Gebiet in den Sümpfen von Corrientes. Per Boot und zu Fuss machten wir Ausflüge, wir sahen aber nicht nur Spuren im Sand, die Tiere haben praktisch keine Angst vor dem Menschen, unglaublich wie sie sich von uns Touristen nicht stören liessen.




Als Abschluss der gemeinsamen schönen Zeit mit meinen Eltern weihten wir in Ruiz de Montoya noch die „Reserva Natural El Hipopotamo“ ein und konnten am Sonntag die Fiesta Anual vom ILC geniessen. Dank der Bankomat Geschichte und den folgenden Planänderungen haben wir uns entschieden zur Fiesta hierher zurück zu kommen, auch Marlens Travelcash Karte lag zum Glück schon zum Abholen bereit. Die Fiesta ist jedes Jahr der Höhepunkt im Schuljahr, dieses Jahr kamen zwischen 5000 und 6000 Leute, auf dem riesigen Grill warteten 2460 kg Rind- und Schweinefleisch, auch wir schlugen herzhaft zu und waren zu viert mit 3kg dabei.





Von Posadas bis Santa Fé gönnten wir uns für 1100 km den Bus, morgens um 2 mussten wir wieder einmal unseren defekten Bus wechseln, auf 3 von 5 Busfahrten blieb dieser liegen, da bleiben wir besser bei unseren Velos. In San Jeronimo Norte besuchten wir eine der ersten Schweizer Kolonien in Argentinien, sie wurde 1858 von fünf Walliser Familien gegründet. Noch heute haben 70% der Familien Schweizer (vor allem Walliser) Wurzeln, wenn man die Geschäfte anschaut könnte dies auch in Visp sein. Wie Carmen in Romang nahm sich hier Roque Oggier Zeit für uns und führte uns durch das Städtchen, Besuch und Souvenir Übergabe vom Gemeindepräsident inbegriffen. In Argentinien mag sich vieles in den letzten Jahren verschlechtert haben, das grosse Herz und die grosse Gastfreundschaft sind geblieben, immer wieder kommt es uns vor als hätten die Leute nur auf uns gewartet und lassen alles für uns liegen, so grosszügig dass wir fast Mühe haben es so anzunehmen. Als wir mit unsere vollbepackten Velos aus San Jeronimo raus fuhren wurden wir von einem Passanten umgeleitet, nach dem Radio Interview mit Roque nun noch ein kurzer TV Beitrag für die Nachrichten, so geht das in San Jeronimo…





Die Strecke durch Santa Fé und das östliche Cordoba bietet optisch nicht viel, 500km flach, Soja und Weizenfelder, ein paar Kühe und meist Seiten- oder Gegenwind, Löcher und Spurrillen, keine 50 Meter Abfahrt um einmal die Beine durchzustrecken, Höchstgeschwindigkeit von 22.8 km/h…
Hier sind kaum Touristen unterwegs, sind wir in einem Dorf werden wir sofort angesprochen und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Die Leute haben Fragen zu unserer Reise, geben uns ein paar Tipps und wünschen eine gute Zeit, immer sehr angenehm und nie wird jemand aufdringlich oder will uns irgendetwas andrehen oder sonst Gewinn für sich heraus schlagen. Die Besitzerin vom Hotel Dary in Porteña möchte ein Foto von uns machen, es kommt etwa jedes Jahr einmal ein ausländischer Tourist bei ihr vorbei, meist Velofahrer…  
Heute sitzen wir einen Regentag in Jesus Maria aus und freuen uns morgen in die Sierras de Cordoba zu fahren, endlich warten dann auch wieder Abfahrten auf unsere müden Beine…




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