Sonntag, 7. Dezember 2014

Berge und Ebenen

Heute ist endlich wieder einmal Ruhetag, es gab zwar keinen Sonntagsbraten, dafür das wahrscheinlich beste Bife de Chorizo auf dieser Reise...

Mal schauen ob es dann auch noch so ein kleines Dessert gibt, und vor allem ob Monki uns noch etwas auf dem Teller lässt...

Im letzten Post habe ich uns endlich Berge gewünscht, die hatten wir in Cordoba zur Genüge. Marlen hatte noch etwas Respekt vor den 1600hm Aufstieg auf 2300MüM über die Altas Cumbres, sie meisterte die Strecke aber gut, sogar mit vollen Taschen und Wasserreserven. Für die Mühe wurden wir ausreichend belohnt, der Parque Nacional Quebrada del Condorito bot uns das volle Programm, idyllischer, einsamer Zeltplatz auf Krokuswiese, eine Menge Kondore von nah und fern, aber auch zwei nächtliche heftige Gewitter und kalte Ohren auf einer der schönsten Abfahrten in Argentinien.








In Nono besuchten wir das Musem Rocsen, über 30'000 Gegenstände sind ausgestellt, unglaublich. Irgendwie ein organisiertes Chaos, es hat für jeden etwas spannendes, Monki liegt mir wegen diesem schnittigen Mini Renner noch immer in den Ohren...

Nach den Bergen von Cordoba durchquerten wir die Provinz San Luis. Ich hatte kaum Erwartungen an diese, auf meiner ersten Reise im 2000 fuhr ich dort meine schnellste Etappe aller Zeiten von 211km mit einem 30er Schnitt, es gab nichts als Rückenwind und möglichst schnell der Monotonie entfliehen... Im Reiseführer lass ich von den meisten Autobahn Kilometern pro Einwohner, ein kleiner Aargau also? Nichts wie durch ;-) 

Diese Autopistas gibt es und sie sind der Hammer. 4 Spuren von breitem Mittelstrefen getrennt, vielleicht 20 bis 30 Autos pro Stunde und entlang den Dörfern Velowege,leichte Hügel und noch weniger Autos auf den Landstrassen,  San Luis wir lieben deine Strassen. Nicht nur die Strassen sondern die ganze Infrastruktur in San Luis war die bisher beste des Landes, sehr sauber, modern, so könnte Argentinien sein... Es erstaunt uns immer wieder wie gross die Differenzen in diesem Land sind.

Einen Bericht zur Lage der Nation werde ich bald schreiben, obwohl ich Argentinien jetzt schon recht gut kenne bin ich immer wieder über dieses Land erstaunt, leider nicht immer positiv...

Bisher war es oftmals nicht ganz einfach einen offenen Camping zu finden, vor dem 15. Dezember schläft der Tourismus noch tief. Bald werden wir vielleicht schon den ruhigen, einsamen Campings nachtrauern, sicher aber nicht dem kurzen Kälteeinbruch hier, ich musste sogar mit Socken in die Sandalen und Windjacke fahren...


Die Hitze kam umso heftiger zurück, 37°C, eine einsame 100 Kilometer Gerade, 180km ohne Wasser und total 270km zwischen San Luis und San Rafael, die folgende Etappe tönte noch einmal heftig. Rückenwind, eine unerwartet auftauchende Schule in der Hälfte (danke für den Zeltplatz, das Wasser und die Dusche) 4 Schattenspendene Pappeln und starker Beine und Kopf, wir rauschten in 2 Tagen durch, die 2000km Marke ist bereits gefallen.



Bereits in Mendoza, die Provinz wo sich auf der Strasse rote Elektrokabel plötzlich zu Korallenschlangen zusammenrollen, mal schauen was noch kommt und kriecht...

Marlen hat auch diese Prüfung bestanden;-) Jetzt ist sie bereit für den ersten Andenpass und wir steuern bald Chile an.



Donnerstag, 20. November 2014

Spurensuche



Wir drängen uns in Mercedes unter ein zu kleines Vordach und suchen Schutz vor dem Regen, bei jedem vorbei fahrenden Auto hoffen wir hinter der Scheibe bekannte Gesichter zu erkennen, es  hält ein kleiner Chevrolet und meine Eltern steigen aus. Auch sie sind auf grosser Fahrt in Argentinien, dadurch dass wir unsere Velos in Posadas zurück liessen und per Bus nach Mercedes reisten, können wir sie hier treffen. Gemeinsam werden wir die nächsten Tage unterwegs sein.
Leider spielt das Wetter nicht so mit und wir ziehen den Abstecher nach Romang den Esteros de Ibera vor. Pedro Lenz hat uns mit seinem Buch „I bi meh aus Eine“ zum Besuch in diesem Dorf in Santa Fé inspiriert, ein spannender Abstecher auf den Spuren von Schweizer Auswanderern. Carmen Ramseyer hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und das Dorf und seine Geschichte näher gebracht, vor dem kleinen Dorfmuseum wurden für uns sogar noch die Flaggen gehisst. Die Schweizer ist leider seit dem 1. August bei jemandem zuhause geblieben...

Im kleinen Dorf Carlos Pellegrini konnten wir die Estero del Ibera geniessen, ein wunderbares Naturschutz Gebiet in den Sümpfen von Corrientes. Per Boot und zu Fuss machten wir Ausflüge, wir sahen aber nicht nur Spuren im Sand, die Tiere haben praktisch keine Angst vor dem Menschen, unglaublich wie sie sich von uns Touristen nicht stören liessen.




Als Abschluss der gemeinsamen schönen Zeit mit meinen Eltern weihten wir in Ruiz de Montoya noch die „Reserva Natural El Hipopotamo“ ein und konnten am Sonntag die Fiesta Anual vom ILC geniessen. Dank der Bankomat Geschichte und den folgenden Planänderungen haben wir uns entschieden zur Fiesta hierher zurück zu kommen, auch Marlens Travelcash Karte lag zum Glück schon zum Abholen bereit. Die Fiesta ist jedes Jahr der Höhepunkt im Schuljahr, dieses Jahr kamen zwischen 5000 und 6000 Leute, auf dem riesigen Grill warteten 2460 kg Rind- und Schweinefleisch, auch wir schlugen herzhaft zu und waren zu viert mit 3kg dabei.





Von Posadas bis Santa Fé gönnten wir uns für 1100 km den Bus, morgens um 2 mussten wir wieder einmal unseren defekten Bus wechseln, auf 3 von 5 Busfahrten blieb dieser liegen, da bleiben wir besser bei unseren Velos. In San Jeronimo Norte besuchten wir eine der ersten Schweizer Kolonien in Argentinien, sie wurde 1858 von fünf Walliser Familien gegründet. Noch heute haben 70% der Familien Schweizer (vor allem Walliser) Wurzeln, wenn man die Geschäfte anschaut könnte dies auch in Visp sein. Wie Carmen in Romang nahm sich hier Roque Oggier Zeit für uns und führte uns durch das Städtchen, Besuch und Souvenir Übergabe vom Gemeindepräsident inbegriffen. In Argentinien mag sich vieles in den letzten Jahren verschlechtert haben, das grosse Herz und die grosse Gastfreundschaft sind geblieben, immer wieder kommt es uns vor als hätten die Leute nur auf uns gewartet und lassen alles für uns liegen, so grosszügig dass wir fast Mühe haben es so anzunehmen. Als wir mit unsere vollbepackten Velos aus San Jeronimo raus fuhren wurden wir von einem Passanten umgeleitet, nach dem Radio Interview mit Roque nun noch ein kurzer TV Beitrag für die Nachrichten, so geht das in San Jeronimo…





Die Strecke durch Santa Fé und das östliche Cordoba bietet optisch nicht viel, 500km flach, Soja und Weizenfelder, ein paar Kühe und meist Seiten- oder Gegenwind, Löcher und Spurrillen, keine 50 Meter Abfahrt um einmal die Beine durchzustrecken, Höchstgeschwindigkeit von 22.8 km/h…
Hier sind kaum Touristen unterwegs, sind wir in einem Dorf werden wir sofort angesprochen und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Die Leute haben Fragen zu unserer Reise, geben uns ein paar Tipps und wünschen eine gute Zeit, immer sehr angenehm und nie wird jemand aufdringlich oder will uns irgendetwas andrehen oder sonst Gewinn für sich heraus schlagen. Die Besitzerin vom Hotel Dary in Porteña möchte ein Foto von uns machen, es kommt etwa jedes Jahr einmal ein ausländischer Tourist bei ihr vorbei, meist Velofahrer…  
Heute sitzen wir einen Regentag in Jesus Maria aus und freuen uns morgen in die Sierras de Cordoba zu fahren, endlich warten dann auch wieder Abfahrten auf unsere müden Beine…




Montag, 3. November 2014

Vuelta de Misones



Nach den „Ferien“ in Cuchilla machten wir uns auf, die Provinz Misiones noch mehr zu erfahren. Ich verbrachte ja schon einige Monate hier, aber auch als kleinste Provinz Argentiniens ist Misiones immer noch ¾ der Schweiz, da gibt es noch viele Ecken zu entdecken. 

Der Frühling war kurz, bei Temperaturen zwischen 35 und 39°C waren wir froh um jeden Schatten spendenden Baum. Am Nachmittag fahren wir als Sonnenschutz langärmlig, hat auch den Vorteil dass die durchgeschwitzten Kleider in den kurzen Abfahrten besser kühlen. Flach ist es nie, es ist etwas so wie wenn man auf allen Nebenstrassen quer durchs Emmental fahren würde. Marlen hat schon einen grossen Fitness Schub gehabt, nach knapp 700km können sie die Hügel nicht mehr abschrecken.





Die Provinz ist immer noch sehr waldig, die grossen Bäume zwar leider schon geschlagen, aber der Monte, der ursprüngliche Wald, bedeckt immer noch grosse Flächen. Tee-, Yerba-, und Tabakplantagen, Viehweiden und die vielen aufgeforsteten Nutzholz Wälder fressen sich immer weiter in den Monte hinein, aber von etwas müssen die Menschen ja auch leben, hoffen wir einfach es sieht nicht bald wie in den Nachbarländern Brasilien und Paraguay aus, dort stehen nur noch kleine grüne Bauminseln. 





Von El Soberbio aus wollten wir die Saltos de Mocona besuchen, auf der Touri Info wurde uns gesagt dass der Wasserstand sehr hoch sei und die Wasserfälle gar nicht sichtbar. Etwas niedergeschlagen suchten wir uns ein Zimmer und dort nahm der Nachmittag eine gute Wendung. Marlen erfuhr von ihrer Schwester dass endlich der erlösende Brief eingetroffen ist, sie hat alle ihre Prüfungen mit Bravour bestanden und ist nun offiziell Ärztin! Dies war in den letzten Tagen immer wieder ein Grund uns etwas zu gönnen und kann noch ein paarmal als Grund dienen ;-)
Am Abend die zweite gute Nachricht, das brasilianische Wasserkraftwerk hat die Schleusen wieder geschlossen und der Wasserstand sank um fast 2 Meter, so konnten wir am nächsten Tag per Bus und Motorboot doch noch die fast 2 km langen Wasserfälle besuchen.

Camping Plätze gibt es viele, leider fast nie dann wenn wir sie brauchen, meistens am Vormittag gleich mehrere nacheinander, am Nachmittag oder Abend weit und breit wieder nichts mehr. Am Rio Uruguay hatten wir wieder einmal Glück, es schläft sich im kühlen Zelt viel besser als in den stickigen Zimmern. Die sind zwar am Nachmittag kühl, vielleicht so 30°C statt 38°C, aber in der Nacht dann unangenehm schwitzig…Am letzten Tag in Misiones erhielten wir sogar noch einen Flyer mit allen Camping Plätzen in Misiones :-)

In Posadas konnten wir unsere Velos für die kommende Woche einstellen, per Bus reisten wir nach Mercedes und konnten so unseren ersten Regentag im trockenen verbringen. Hier in Mercedes treffen wir meine Eltern und werden ein paar Tage mit ihnen unterwegs sein. Wir möchten gerne die Esteros del Ibera besuchen, bei dem Regen der zurzeit herrscht ist die Piste aber nicht passierbar, also mal schauen was kommen wird…

Ich fand es ja nicht nötig ein Tablet oder Netbook mitzunehmen, Internet Cafés hat es ja genug. Die Zeit stand auch in Argentinien nicht still und sogar ich als iDinosaurier bin nun froh um unser Netbook, WiFi an allen Ecken, sogar in kleinen Dörfern auf der Plaza. Wir mussten uns die Leitung allerdings mit einer Klasse im Informatikunterricht teilen und war entscprechend langsam...